Tipps für die Gruppenarbeit
Gruppendynamische Aspekte und Kommunikationshilfen
Auf den ersten Blick mögen Gesprächsregeln überflüssig wirken: „Wir reden so, wie uns der Schnabel gewachsen ist.“
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass das Arbeiten in Selbsthilfegruppen geübt sein will.
Es ist hilfreich, sich bei den ersten Treffen über Grundsätze und Regeln der Selbsthilfegruppenarbeit zu verständigen.
Es kann sonst schnell zu Missstimmungen, Unzufriedenheit und schließlich zum Weggang von Mitgliedern kommen.
Gesprächsregeln – so mühsam sie vielleicht scheinen – erleichtern die Konzentration auf ein bestimmtes Thema
und führen zu einem angenehmeren und gezielteren Austausch.
Nachfolgend finden Sie einige Anregungen für Ihre Gruppenarbeit, die eine konstruktive Kommunikation in Ihrer Gruppe unterstützen können.
Ein Blitzlicht sollte
- reihum durchgeführt werden
- die persönliche Sicht des Teilnehmers darstellen
- kurz sein
- unkommentiert bleiben
Ein festgelegtes Ritual zur Eröffnung des Gruppentreffens kann erleichtern, vom Alltag abzuschalten und sich auf die Gruppenteilnehmer einzulassen. Das Blitzlicht kann zu Beginn des Treffens durchgeführt werden, z.B. mit der Frage „Wie geht es mir heute, habe ich ein Anliegen für das heutige Treffen?“.
Ein Blitzlicht kann aber auch beliebig oft an anderen Stellen durchgeführt werden. Im Falle eines Streites kann mit einem Blitzlicht unterbrochen werden, welches dann lauten könnte: „Wie geht es den anderen Teilnehmern mit dem Streit – welche Lösungsmöglichkeiten wären denkbar?“
Oder bei Zweiergesprächen: „Wie fühle ich mich, wie geht es den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern damit, wenn alle durcheinander reden oder nur vom Nachbarn etwas erfahren – wie wünsche ich mir den Austausch?“
Und das Blitzlicht kann ein Gruppentreffen abschließen mit der Frage „Was war heute wichtig für mich? Was möchte ich beim nächsten Treffen noch weiter besprechen?“
Beim Aktiven Zuhören konzentrieren sich die Teilnehmer ganz auf ihr Gegenüber: Ich höre nicht nur das, was mein Gegenüber sagt, sondern achte auch darauf, wie der andere spricht und sich verhält (Körpersprache). Beim Aktiven Zuhören fragen Sie sich im Stillen: Was empfindet mein Gegenüber? Was ist ihm an dem, was er gerade äußert so wichtig? Was beschäftigt ihn daran so genau? Welches Interesse will er damit verfolgen? Wie ist ihm zumute?
Aktives Zuhören hilft, sich bewusst auf die Teilnehmenden zu konzentrieren, sie zu beobachten und ihnen durch nonverbale Reaktionen zu zeigen, dass man auf sie eingeht. Aktives Zuhören schafft eine Ebene des Vertrauens und der Verbundenheit und hilft, Missverständnissen vorzubeugen, denn der Zuhörende kann sich durch Rückfragen vergewissern, ob er alles richtig verstanden hat.
Sie sollen als Anregung oder Hilfestellung für die Gruppenarbeit dienen.
Die Gruppe entscheidet jedoch selbst, ob und mit welchen Regeln und Methoden sie arbeiten möchte.
„Ich gebe nichts an Außenstehende weiter“
Ich möchte sicher sein, dass das, was in der Gruppe geschieht und gesagt wird, nicht nach außen dringt. Vertrauen ist die Basis für Offenheit und eine gute Zusammenarbeit. Alles, was in der Gruppe geäußert wird, bleibt in der Gruppe und wird nicht an Außenstehende weitergegeben.
„Ich übernehme die Verantwortung für mich selbst“
Bei den Gruppentreffen bin ich für mich selbst verantwortlich. Ich entscheide, wieviel Engagement ich in die Gruppe einbringe. Mein Engagement kann möglicherweise bei jedem Gruppentreffen unterschiedlich sein.
Ich bestimme, wann und ob ich reden oder schweigen will. Ich sorge für mich selbst.
„Ich spreche von mir selbst und nicht von ‚man’ oder ‚wir’“
Ich spreche in der„Ich-Form“ und nicht per„Man“ oder„Wir“.
Der Kern von Ich-Botschaften ist das eigene Erleben und hebt den Blickwinkel des Betrachters hervor.
Ich kann nie für andere sprechen. Bei der „man“ - oder „wir“ - Form vermeide ich, meinen persönlichen Eindruck zu vermitteln, und meine Aussage bleibt allgemein und unkonkret.
Ich-Botschaften sind immer zielführender, wenn ich störende Aspekte im Gespräch ansprechen und Verhalten ändern möchte. Ich-Botschaften können von anderen Teilnehmern besser akzeptiert werden.
„Ich höre aufmerksam zu und falle anderen nicht ins Wort“
Es kann immer nur einer reden. Ich möchte anderen konzentriert zuhören und nicht durch Seitengespräche abgelenkt werden. Wenn nötig, wird die Redezeit begrenzt, damit ich die ganze Zeit gut zuhören kann. Sofern mehr als einer sprechen will, legt die Gesprächsleitung eine Reihenfolge fest.
Ich darf ungestört sprechen.
„Ich vermeide Seitengespräche“
Meine Gespräche mit dem Nachbarn stören den Gruppenablauf und enthalten meistens wichtige Informationen, die für die ganze Gruppe interessant sind.
Ich versuche das, was ich meinem Nachbarn leise ins Ohr flüstern will, laut allen Teilnehmern mitzuteilen.
Die Signale, die ich durch ein Seitengespräch sende, können unterschiedlich sein:
„Mir ist langweilig.“
„Ich möchte etwas sagen was mir wichtig ist, scheue mich aber, es zu tun.“ etc.
Deshalb ist es wichtig, diese Seitengespräche zu beachten.
Sie würden nicht geschehen, wenn sie nicht wichtig wären.
„Störungen haben Vorrang“
Störungen haben Vorrang, weil sie meine Aufmerksamkeit vom Gruppengeschehen ablenken. Ich unterbreche das Gespräch, wenn ich nicht wirklich teilnehmen kann, wenn ich gelangweilt, ärgerlich bin oder aus einem anderen Grunde nicht am Gruppengeschehen teilnehmen kann und teile den anderen den Anlass für meine Unkonzentriertheit mit.
Störungen können alle inneren emotionalen Vorgänge und äußere Gegebenheiten sein.
Es erfordert Mut, diese Störungen anzusprechen. Wahrscheinlich geht es Dir nicht allein so.
„Ich frage andere nicht aus“
Wenn ich viele Fragen stelle, kann es sein, dass ich von mir ablenken möchte und/oder vermeiden will, meine eigene Meinung zu sagen.
Wichtig dabei sind Verständnisfragen, Fragen aus Interesse an den Personen und Rückmeldungen meiner Gefühle und Wahrnehmungen.
Ich versuche mitzuteilen, warum ich frage und/oder was diese Frage für mich bedeutet und melde meine Gefühle und Wahrnehmungen zurück.
„Ich achte auf meinen Körper und was er ausdrückt“
Meine Körpersignale sind wichtig, denn sie können mir Informationen über mein derzeitiges seelisches Befinden geben. Ich lerne zu verstehen, wie Gedanken und Aussagen von ganz bestimmten Körpergefühlen begleitet sein können.
„Ich halte mich mit Interpretationen zurück“
Interpretationen können eine Nichtachtung der betreffenden Person bedeuten, wenn ich versuche, ihr meine Lösungsstrategien aufzudrängen.
Interpretationen sind insofern nutzlos, da der Betroffene selbst am besten über sein Problem Bescheid weiß. Es ist nicht möglich, durch Interpretation ein Problem für andere zu lösen.
Häufig dienen Interpretationen eher einem Selbstbewunderungsspiel und der Ablenkung von mir selbst.
Direkte und persönliche Reaktionen, Gedanken und Gefühle, die das Gehörte bei mir auslösen, sollte ich jedoch mitteilen; sie sind wichtig und können den Gruppenprozess fördern.
„Ich spreche meine Wünsche und Bedürfnisse aus“
Ich spreche meine Wünsche und Bedürfnisse offen aus, denn nur so habe ich eine Chance, dass auf diese eingegangen wird. Dabei muss ich auch akzeptieren, dass die anderen möglicherweise „Nein“ sagen. Genauso habe ich die Möglichkeit „Ja“ oder „Nein“ zu den Bedürfnissen der anderen zu sagen.
Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre: Wege entstehen beim Gehen - Tipps und Anregungen für die Arbeit in Selbsthilfegruppen
PDF-Dokument zum Herunterladen: Wege entstehen beim Gehen